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Ceterum censeo RBL esse delendam

Zunächst einmal sei diesem Beitrag des Fussballphilosophen eine entschiedene Klarstellung vorangestellt: "Mein Leipzig Lob ich mir! Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute." - mit diesen Worte setzte der Literaturtitan J. W. Goethe in seinem Opus Magnum Faust I der ehrwürdigen Messestadt an der Pleisse ein einmaliges literarisches Denkmal. Thomanerchor, Gewandthaus, Buchmesse, friedliche Revolution '89. Leipzig konnte sich über alle widrigen Zeiten hinweg als Hort der Kultur und Weltoffenheit behaupten und präsentieren. Nach 26 Jahren Wiedervereinigung gibt die Entwicklung in der ehemaligen DDR Anlass zur Desillusion und Sorge. Leipzig ist hier eine positive Ausnahme und stellt gleichsam eine Insel der Hoffnung dar. Keine andere Stadt in den neuen Bundesländern erfreut sich solch großer Beliebtheit wie die Messestadt und kann eine ähnlich positive Bilanz ziehen. Junge Leute aus der ganzen Republik und auch aus anderen Ländern zieht es nach Leipzig, um sich dort in einem günstigen Umfeld frei zu entfalten.

Doch warum, liebes Leipzig lässt Du Dich im Spitzenfussball, welcher wie Literatur und Musik zum Kulturgut gehört, derartig unwürdig vertreten? Wieso nur bist du mit RB gestraft? Du hast besseres verdient! Fußballvereine lassen sich gut mit Staaten vergleichen: Georg Jellinek hat den Staat durch seine Drei-Elemente-Lehre definiert. Der Staat setzt sich demnach aus einem Staatsgebiet, einem Staatsvolk und der alles verbindenden Staatsgewalt zusammen. Das Staatsgebiet ist das Stadion, gleichsam als Hauptstadt und die Region in welcher ein Verein seinen Rückhalt bezieht, auch wenn zunehmend die regionale Verankerung von Vereinen abnimmt. So lassen sich selbst im tiefen Niederbayern Gladbachfans und FC Bayernfans in Flensburg finden. Das Staatsvolk ist eng mit dem eben genannten Aspekt verknüpft. Das Volk eines Fußballvereins ist seine Fangemeinde. Die besondere Identität des Vereinsvolkes wird von der reichen Ultrakultur gepflegt. Schließlich stellt die Staatsgewalt eines Vereins dessen Leitung und Trainerstab dar. Der Mitbegründer der Soziologie Max Weber hat richtigerweise festgestellt, dass es zur Effektivität der Ausübung von Staatsgewalt, bzw. hier in analoger Anwendung des Gedankens auf die "Vereinsgewalt", einer geeigneten Legitimationsgrundlage bedarf. Legitimität ist mithin die wichtigste Grundlage auf welcher der Bestand jeglicher verfasster Organisationsstruktur beruht. Die tragendste Legitimationssäule ist nach Weber die Tradition. Das Fehlen dieses essentiellen Pfeilers ist das größte Problem und sorgt für die immanente Instabilität des Konstrukts RBL. Zu Recht führt dieser Umstand zur berechtigten, teils heftigen Kritik, welche dem Liganeuling entgegenbrandet. Verwerflich ist nicht der Umstand, wenn ein Investor Geld in die Hand nimmt, um einen Fußballverein zu fördern. Alle Erstligavereine sind auf ein derartiges Sportmäzenatentum angewiesen. Vielmehr geht es um die Unart, wenn sich Investoren, wie im Falle des Unternehmens Red Bull bei RBL, gleichsam ihren eigenen Verein zusammenkomponieren und dabei meinen, den elementaren Aspekt der Traditionslegitimation welcher zu einem ordentlichen Fußballverein gehört links liegen lassen zu können. 1899 Hoffenheim ist gewiss als Neuling auch nicht unumstritten, allerdings wurde hier anders als im Falle von RBL ein seit 1899 bestehender und somit "traditioneller" Verein mittels finanzieller Transfusionen den höheren Weihen der ersten Fußball Bundesliga zugänglich gemacht. Wenn Red Bull etwa Lokomotive Leipzig gesponsert hätte anstatt seinen eigenen Verein zu kreieren bestünde die gegenwärtige Problematik nicht und die Reaktion würden vermutlich weniger heftig und ablehnend ausfallen. Gewiss, der Fußball ist seit langem bis ins Mark kommerzialisiert. Auch dieser Punkt wird oft zu Recht kritisiert. Allerdings macht es einen Unterschied, ob noch eine Trennung der Sphären Verein- Sponsor besteht. Eine Konfusion dieser beiden zu trennenden Räume ist das Unheil des RBL. Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der etwa statt des FC Bayern München ein BMW München, oder statt des FC Ingolstadt Audi Ingolstadt auf dem Rasen einrückt. Schlussendlich bleibt dem altphilologisch geprägten Kritiker angesichts der Assoziation -Stier als Emblemtier des RB und des Slogans des österreichischen Energetikbrauseproduzenten "Red Bull verleiht Flügel" die Hoffnung, dass RBL alsbald das Schicksal des tragischen Helden Ikarus aus der griechischen Mythologie teilen möge. Ikarus wurde auf Kreta im Labyrinth des Stierungetüms Minotaurus gefangen gehalten und dachte, dieser Situation durch das Sichverleihen von Flügelm entkommen zu können. Jeder kennt das Ende vom Lied: in seiner Hybris kam er der Sonne zu nahe und stürzte hinab ins Meer. In diesem Sinne RBL: lass dir diese Sage eine Lehre sein. Sieh zu, wohin Dich schlussendlich Dein Höhenrausch noch führt und wundre Dich nicht, wenn Du Dich plötzlich dort findest, wo Du hingehörst.


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